Comic-Kritik – Spring Nr. 18 „Freiheit“

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Kürzlich stolperte ich über ein Zitat der Philosophin Hannah Arendt: „People can be free only in relation to one another“. Dieser Satz bringt meine Sicht auf die letzten zwei Jahre auf den Punkt, die Zeit der Pandemie mit all ihren Strapazen und Einschränkungen aber auch der verschärften Folgen des Klimawandels in Europa. Meiner Meinung nach verlangt unsere Gegenwart nach einem radikalen Neudenken von persönlicher Freiheit. Welch passendes Thema also für die neueste Ausgabe der feministischen Comicanthologie Spring, die Ende letzten Jahres erschien.

Mit vielseitigen Beiträgen beleuchten die Künstlerinnen der Anthologie Facetten von Freiheit und folgen dabei ganz unterschiedlichen künstlerischen Pfaden. Mal wird das Thema so abstrakt aufgegriffen wie im Comic The Wall von Doris Freigofas, dessen überraschende Wendung mich verblüfft innehalten ließ. Andere Geschichten wie Eh Nichts Passiert von Stephanie Wunderlich werden so konkret wie die Erinnerungen an einen Sommer, nach dem nichts war, wie zuvor. Klassische Panellayouts sucht man in Spring vergebens – stattdessen nutzen die Künstlerinnen seitenfüllende Bilder und verwischen dabei die Grenzen von Comic und Illustration. Die Anthologie Spring, die 2004 in Hamburg gegründet wurde, zeichnet sich durch eine hohe Experimentierfreudigkeit und eine ansprechende visuelle Kohärenz aus. Klare Leseempfehlung!

Spring Nr. 18 – „Freiheit“
Comicanthologie (GER)
2021

Marisch Verlag (erscheint jährlich)

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